L’Eroica 2013

Gaiole – ein wunderschönes kleines Dorf im Chianti. Einmal im Jahr findet hier im Herbst die L´ Eroica ( die Heldenhafte), eine Radrundfahrt für historische Rennräder statt. In diesem Jahr wurde das RSC Vereinsmitglied Tobias Kröll mit verschiedenen Freunden zu dieser begehrten Rundfahrt eingeladen.

Wir reisten bereits am 02.10. über Pisa/Florenz/Siena an, so hatten wir die Möglichkeit, die Strecken zu sichten und trainieren. Ein kleiner Crashtest am zweiten Tag auf einer der Schotterpisten hinterließ bei meinem bis zur L`Eroica tadellosen Somec am Lederlenker nun einen deutlichen Kratzer – zudem benötigte ich ein neues Vorderrad. Auf dem örtlichen Flohmarkt für historische Fahrradteile konnten wir noch einiges Zubehör, kleine und große Fahrradschätze und für mein Somec auch ein neues Vorderrad erwerben. Auf diesem Flohmarkt, in diesen Tagen umgeben von echten Fahrradliebhabern, habe ich die Faszination Radsport und Liebe zu den alten Rennern wie noch nie empfunden, für mein altes Somec eine ganz neue Wertschätzung und Liebe entwickelt.
Insgesamt starteten am 06.10. morgens ab 5.oo Uhr cirka 5.ooo Radler auf eine der vier angebotenen Strecken (38 km, 75 km, 135 km, 205 km). Unter den Startern waren auch sehr bekannte Namen der Radsportgemeinde wie Francesco Moser, Moreno Moser, Erik Zabel. Die alten Räder waren herausgeputzt, der Chrom poliert! In diesem Jahr benötigte der letzte Teilnehmer für die 205 km/3.800 Höhenmeter Strecke insgesamt 17 Stunden – Chapeau!

Die Strecken der L`Eroica führen zu ca. 50 % über unbefestigte „weiße Straßen“ (strade bianche). Voraussetzung für die Teilnahme an der L` Eroica sind alte Stahlrenner – mindestens 25 Jahre alt, Schaltung am Unterrohr, Pedalhaken – gewünscht wird ein Erscheinungsbild möglichst der 70er – 80 er Jahre angemessen, Kleidung mit Merino Wolltrikot und Wollhose, dazu alte Radschuhe mit alten Pedalplatten.

Mein gutes altes Somec – 30 Jahre alt, wurde vor meinem Start durch Günter (Kneesi) gut präpariert – 28 er Reifen sowie ein 28er Ritzel hinten/vorne 39 sollte das Absteigen verhindern, was mir auch gelang. Die bis zu 20 % steilen Anstiege auf unbefestigten Wegen, dieses Jahr durch einen starken Regen am Vortag zudem gut aufgeweicht, ließen einen Wiegetritt nicht immer zu – die Berge mussten oft im Sitzen gefahren werden, die Oberschenkel ließen grüßen! Die Abfahrten waren sehr spannend. Auf dem lockeren staubigen Boden, teilweise mit vom Regen ausgewaschenen Mulden oder eingefahrenen Traktorspuren habe ich mein Rad mit den 28er Reifen gut beherrscht und konnte oft rollen lassen – die Radler mit 20mm-Gummis hatten bergab dagegen deutliche Probleme und oft Defekte.

Die Streckenführung war wunderschön, echt toskanisch: baumreihengeschmückte Höhenzüge bis zum Horizont, Weinberge, Schlösser, schöne Dörfer, kein Verkehr – und gutes Wetter entgegen allen Vorhersagen.

Ein Highlight der Rundfahrt waren die super Verpflegungsstationen. Schinken, Käse, Wildschweinsalami, Rotwein, Brot mit Rotwein getränkt und Zucker bestreut, Olivenbrot, Kuchen, gekochter Eintopf und mehr … wurden durch sehr nette Italiener/innen in historischer Kleidung angeboten. Doch leider geht es in der Toscana immer nur auf und ab – nach einer guten Zwischenverpflegung fährt es sich mit vollem Bauch leider berghoch deutlich schwerer; Gut – der Rotwein schaltet den Kopf etwas aus, so geht es dann doch immer noch irgendwie weiter bis zur nächsten Verpflegungstation und endlich zum Ziel.
Das war eine unvergessliche Veranstaltung beigleitet von sehr gastfreundlichen Italienern – Vorbildlich!